Bericht: Sitzung des Kultusvorstands vom 18. März 2024

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In der Sitzung des Kultusvorstands vom 18. März 2024 wurden folgende Themen behandelt:

Einleitend kritisierte der Präsident, dass manche Kultusvorstände ihre Anwesenheitspflicht nicht ernst genug nehmen, was im Februar dazu führte, dass nur elf Kultusvorstände zum Sitzungstermin erschienen sind. Ohne der Anwesenheit von mindestens zwölf der 24 Mitglieder könne keine Sitzung abgehalten werden. Dieses Verhalten sei eine Respektlosigkeit jenen gegenüber, die ihre Anwesenheitspflicht wahrnehmen und gegenüber den Gemeindemitgliedern.

Die Sitzung am Montag konnte durch die Anwesenheit von 19 Mitgliedern des Kultusvorstands ordnungsgemäß durchgeführt werden.

Restaurierung & Sanierung des Stadttempels zum 200-jährigen Bestehen

Der Bau des Stadttempels in der Seitenstettengasse wurde 1826 fertiggestellt – in zwei Jahren steht daher das 200-Jahr-Jubiläum an. Ein guter Anlass, eine teils etwa aufgrund der in die Jahre gekommenen Haustechnik oder auch den aktuellen Anforderungen des Brandschutzes geschuldete nötige Sanierung und Restaurierung, in Angriff zu nehmen, sodass das 200-Jahr-Jubiläum in der restaurierten und sanierten Synagoge begangen werden könne, so IKG-Präsident Deutsch. KVin Natalie Neubauer (Atid), sie ist Architektin, präsentierte gemeinsam mit ihrem Kollegen Eric-Emanuel Tschaikner von der KENH Architekten ZT GmbH einen ersten Maßnahmenkatalog, der den Rahmen einer solchen Renovierung und Sanierung bilden würde. Es gehe konkret darum, den Wiener Stadttempel ins 2026er Jahr zu holen – mit allen notwendigen Aspekten wie z.B. Barrierefreiheit, Brandschutz, Haustechnik, Akustik, Lüftung, Heizung, usw.

Da der Stadttempel unter Denkmalschutz stehe, gehe es in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt nicht darum, etwas zu verändern, sondern nur um eine Restaurierung und Sanierung des Bestands, betonte Neubauer. Nicht unter Denkmalschutz stehe dagegen das Gemeindezentrum. Hier werde eine Adaptierung, die die Bedürfnisse der Gemeindemitglieder bei Feiern und Veranstaltungen besser erfülle, angedacht.

Alles hängt von dem Aufstellen der dafür nötigen Mittel ab, machte der IKG-Präsident klar. Die Bauarbeiten sollen nicht aus dem laufenden Budget der IKG, sondern über etwaige Förderungen der öffentlichen Hand sowie Fundraising finanziert werden. Was zu tun sei und was auch tatsächlich gemacht werden könne, werde sich erst in den Gesprächen mit dem Bundesdenkmalamt zeigen. Die Beauftragung der einzelnen Gewerke solle dann direkt durch die IKG erfolgen. KENH Architekten verrechne für seine Planung und Begleitung der Sanierungsarbeiten die jeweiligen Sätze der Honorarordnung für Architekten (HOA 2004); Neubauer bot hier einen Verzicht von zehn Prozent dieser Honorarsätze und damit ihren persönlichen Gewinnanteil dieses Auftrags an. Verrechnet würden die Leistungen, die zwei Mitarbeiter von KENH Architekten in Vollzeit für dieses Großprojekt erbringen.

Der Kultusvorstand stimmte der Beauftragung von KENH Architekten unter diesen Rahmenbedingungen sowie diesem Sanierungsvorhaben einstimmig zu.

Bericht von Solidaritätsreise nach Israel

Miriam Brownstone nahm diesen Februar als Vertreterin der IKG Wien an einer vom European Council of Jewish Communities (ECJC) organisierten Solidaritätsreise nach Israel teil. Dem Kultusvorstand berichtete sie am Montag von vielen emotional berührenden Begegnungen und präsentierte dabei auch jede Menge Fotos. In einer Filmaufnahme vom Festivalgelände, auf dem die Besucher und Besucherinnen aus Diaspora-Gemeinden mit zwei Überlebenden des Überfalls auf die Teilnehmer des Nova-Festivals zusammentrafen, die berichteten, wie sie den Terroristen entkommen konnten, war der Kriegslärm aus dem nahen Gaza zu hören. Brownstone erzählte von den vielen Binnenvertriebenen, die derzeit in Hotels untergebracht seien, aber auch von Menschen mit „survivor's guilt“, die sich seit dem 7. Oktober das Leben genommen hatten, darunter ein Busfahrer, der junge Menschen zum Nova Festival gefahren hatte. „Es gibt viele solche Geschichten.“ Positiv hob sie hervor, dass Juden in Israel und Juden in der Diaspora einander in den vergangenen Monaten näher gekommen seien.

Einen ausführlichen Bericht zu dieser Reise finden Sie auf Wina.at 

Sprengeländerung der IKG Wien: Wien

Der Kultusvorstand stimmte am Montag einigen Statutenänderungen zu. Manche gingen auf entsprechendes Ersuchen des Kultusamts zurück, andere auf die Initiative der IKG. Präsident Deutsch präsentierte die insgesamt zehn Anpassungen, die jeweils einzeln diskutiert und abgestimmt wurden. Die Zustimmung fiel beim Gros der Punkte einstimmig aus.

Die wesentlichste Neuerung: Die Steiermark und Kärnten gehören nun nicht mehr zum Sprengel der IKG Wien. Dies sei bei der Eingemeindung im Jahr 2013 als Provisorium gedacht gewesen, betonte Deutsch. Unter der Leitung von Elie Rosen, der von der IKG Wien für die Steiermark eingesetzt wurde, gebe es nun eine lebendige jüdische Gemeinde in Graz; hier sei die Konsolidierung gelungen. Der Sprengel der IKG Wien umfasst fortan neben Wien und Niederösterreich das gesamte Burgenland.

Festgelegt wurde mit dieser Statutenänderung zudem, dass die jeweils bis zu fünf Ombudsleute künftig nicht mehr durch eine Ombudsleute-Bestellungskommission, sondern direkt durch den Kultusvorstand berufen werden. Vorschlagsrecht haben alle Mitglieder des Kultusvorstands unter Berücksichtigung der vielfältigen Traditionen in der Gemeinde.

Bericht für 2023 der Antisemitismus-Meldestelle

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Nach dem 7. Oktober 2023 sei es im Vergleich zu den Vormonaten zu einer Verfünffachung der antisemitischen Vorfälle gekommen, berichtete Generalsekretär Benjamin Nägele. Er stellte dem Kultusvorstand den Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle für 2023 vor. 1.147 Vorfälle wurden der Meldestelle demnach im gesamten Jahr 2023 gemeldet, 2022 waren es 719 Vorfälle gewesen, 2021 965. Vier Mitarbeiter seien in der Meldestelle beschäftigt, aufgrund der hohen Anzahl von Meldungen hätten sie in den vergangenen Monaten teils im Triage-System gearbeitet. Deren Aufgabe sei nicht nur das Führen der nun präsentierten Statistiken, sondern vor allem das Begleiten und die Betreuung der Betroffenen.

Präsident Deutsch berichtete zudem von einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler zum Thema Antisemitismus im Internet. Präsentiert worden sei dabei ein Maßnahmenpaket gegen Online-Antisemitismus.

Sicherheit für Bibi Sara Kindergarten bis Ende Juni finanziert

In den vergangenen Wochen kam es zwischen dem Präsidium der IKG und dem Verein Bucharischer Juden (VBJ) zu Gesprächen, wie die Finanzierung des Sicherheitspersonals des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Bibi Sara Kindergartens für die kommenden Monate gewährleistet werden kann. Bis Ende Februar sprang hier die IKG ein. Nun bot der VBJ einen Kompromiss an: Der Verein kommt bis Ende Juni für die Hälfte der hier anfallenden Kosten von 7.000 Euro pro Monat auf, die andere Hälfte wird durch die IKG über Fundraising aufgestellt, so Deutsch. Davon sei die Kindergarten-Leitung bereits in Kenntnis gesetzt worden. Wie es mit Juli mit dem Kindergarten weitergehe, sei ungewiss, betonte der IKG-Präsident.

Indessen gebe es im ZPC-Kindergarten bereits eine lange Warteliste für Kindergarten-Plätze ab September 2024, berichtete Natalie Neubauer. Hier werde nun überlegt, mit einer Container-Lösung dem Bedarf gerecht zu werden, das sei allerdings „kein billiges Unterfangen“. À la longue wäre es bei entsprechendem Bedarf möglich, die ZPC-Schule um eine Etage aufzustocken, beantwortete Neubauer eine entsprechende Frage von KV Arik Alaev (VBJ). Dafür bräuchte es aber die entsprechenden Mittel von ungefähr sechs Millionen Euro. Dies sei ein langfristiges Projekt.

Bundesverbandsmedaille an Paul Haber

Paul Haber, früherer Leistungsschwimmer, Sportmediziner sowie langjähriger Präsident des S.C Hakoah, wird für seine Verdienste für das jüdische Leben in Österreich mit der Bundesverbandsmedaille ausgezeichnet. Das beschloss der Kultusvorstand einstimmig. Die Verleihung soll Mitte April bei der nächsten Generalversammlung der Hakoah erfolgen.

Bericht des Präsidenten

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IKG-Präsident Deutsch berichtete von der Generalversammlung des European Jewish Congress in Wien. Diese sei ganz im Zeichen des weltweit angestiegenen Antisemitismus gestanden.

Zu Tu Bischwat sei Ministerin Edtstadler zu Besuch am ZPC-Campus gewesen und habe gemeinsam mit Kindern einen Baum gepflanzt.

Prominent besucht gewesen sei auch heuer wieder die Gedenkzeremonie an der Namensmauer.

Elie Rosen habe gebeten, dass sich die IKG Wien künftig um die Synagoge Baden kümmere und das werde man nun auch tun. Hier sei ein Kulturprogramm geplant. Zu den hohen Feiertagen werde man sich zudem bemühen, auch in Baden wieder einen Minjan zu haben.

Für den 7. April kündigte der Präsident eine größere Solidaritätsveranstaltung für Israel und die immer noch in Gaza festgehaltenen Geiseln an. Informationen dazu werden zeitgerecht veröffentlicht.