Deutsche Schulen sollen künftig Vielfalt des Judentums zeigen

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Berlin (APA/AFP) - Die Schulen in Deutschland soll künftig ein vielfältigeres und breiteres Bild des Judentums vermitteln. Die Konferenz der Kultusminister der Länder und der Zentralrat der Juden in Deutschland unterzeichneten dazu am Donnerstag in Berlin eine gemeinsame Erklärung zur "Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule".

Dabei wenden sie sich auch gegen eine Reduzierung des Themas auf den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden. "Das Judentum darf im Schulunterricht nicht nur auf Verfolgung und Opferdasein reduziert werden", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. Juden hätten über Jahrhunderte die Geschichte, Wissenschaft und Kultur Deutschlands mitgestaltet. Dies solle künftig ebenso berücksichtigt werden wie das moderne jüdische Leben heute.

Die amtierende KMK-Präsidentin, die Bremer Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), kritisierte, die Thematisierung des nationalsozialistischen Völkermords an den Juden im Geschichtsunterricht sei oftmals für viele Schüler der einzige Berührungspunkt mit dem Judentum. So würden aber nur "eingeschränkte und auf einen sehr kurzen Zeitraum begrenzte Kenntnisse" vermittelt. Es gehe aber darum, "die vielfältige Geschichte des Judentums zu betrachten".

In der gemeinsamen Erklärung heißt es, diese ziele darauf ab, "das Judentum in seiner Vielfalt und Authentizität in der Schule zu thematisieren sowie den Schülerinnen und Schülern ein lebendiges und differenziertes Bild des Judentums zu vermitteln". Kenntnisse und Erkennen der Vielfalt und Komplexität des Judentums seien "wichtige Schritte zu seinem Verständnis sowie zum Abbau von Vorurteilen".

KMK und Zentralrat fordern auch dazu auf, Schülern persönliche Begegnungen mit Juden zu ermöglichen. Dies kann demnach unter anderem durch Besuche in einer Synagoge oder in einer jüdischen Gemeinde geschehen. "Besonders eindrücklich" sei die Begegnung mit Zeitzeugen der Schoah, die "noch unmittelbar über ihr Leben unter Ausgrenzung, Folter und Todesangst", den Verlust ihrer Angehörigen als auch über ihr Leben nach der Schoah berichten könnten, heißt es in der Erklärung.

"Elementare Bedeutung" schreiben KMK und Zentralrat dem Besuch von Gedenkstätten und Dokumentationszentren zu. Diese zeigten an authentischen Orten "die nationalsozialistischen Verbrechen" und böten so die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Geschehen auseinanderzusetzen.