Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gemeindemitglieder!
In der Sitzung des Kultusvorstandes vom 22. Oktober 2025 wurden folgende Themen behandelt:
• Generalversammlung des JBBZ
• Möglichkeiten zur Digitalisierung des Wählerverzeichnisses
• Jahresabschluss der WVG
• Vorstellung der Kompetenzstelle Inklusion & Förderpädagogik
• Generalversammlung des Maimonides Zentrums
1. Generalversammlung des JBBZ
Die derzeitige Leiterin der Abteilung Berufsorientierung und Integration im JBBZ, Barbara Akanu-Steiner, präsentierte den aktuellen Stand der Kundinnen und Kunden für Oktober 2025. Das JBBZ verzeichnete eine hohe Nachfrage, insbesondere bei den Deutschkursen und den Vorbereitungskursen. Alle Lehrgänge seien derzeit voll belegt – ein positiver Trend, der sich laut Steiner fortsetzen werde. Sie lud die Mitglieder des Kultusvorstands ein, interessierten Personen das Kursangebot des JBBZ zu empfehlen.
Weiters berichtete Steiner über neue Vorgaben der Stadt Wien (MA 11) für die Ausbildung von Tageseltern und Kindergruppenbetreuerinnen und Kindergruppenbetreuer. Derzeit warten in Wien rund 1.500 Kinder mit Behinderung auf einen Betreuungsplatz. Um diesem Bedarf besser gerecht zu werden, wurde das Gesetz angepasst, sodass künftig auch Tageseltern Kinder mit Behinderung betreuen dürfen. Entsprechend wurden 20 zusätzliche Ausbildungsstunden zu den Themen Inklusion und Kinderschutz eingeführt. die Praxisorientierung steht mit 120 statt nur 100 Stunden weiterhin im Zentrum der Ausbildung.
Der pädagogische Leiter Klaus Bruckner zeigte sich erfreut über die historisch hohe Zahl an Kundinnen und Kunden. Besonders erfreulich sei, dass erstmals eine gesamte Gruppe der Bürokaufleute ihre Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden habe.
Ein Schwerpunkt liege auf der Vermittlung in den Arbeitsmarkt, die durch Workshops und ein neues Coaching-Konzept unterstützt wird. Dabei werden unter anderem KI-gestützte Bewerbungsstrategien trainiert. 70 Tage nach Kursende bietet das JBBZ seinen Absolventinnen und Absolventen gezieltes Job-Coaching an, um eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten.
JBBZ-Geschäftsführer Markus Meyer präsentierte den Jahresabschluss. Die Hauptprüfung erfolgte durch das AMS und die Bundesbuchhaltungsagentur. Aufgrund der sorgfältig aufbereiteten Unterlagen findet die nächste Vor-Ort-Prüfung erst wieder 2028 statt. Seitens der Gemeinde prüfte Kassier Norbert Gang, zusätzlich erfolgte eine Wirtschaftsprüfung durch Merkur Control.
Die Gesamteinnahmen beliefen sich auf 5.2 Millionen Euro, wovon rund 752.000 Euro von der Gemeinde Wien und rund 4,4 Millionen Euro vom AMS stammen. Die übrigen Einnahmen sind kleinere Förderungen und Kostenersätze, wie zum Beispiel Prüfungsgebühren. Die größten Ausgabeposten bildeten Materialkosten, Wartung, Honorarnoten sowie im besonderen Ausmaß die Personalkosten. Derzeit beschäftigt das JBBZ 67 Angestellte, wobei diese Zahl nicht den Vollzeitäquivalenten entspricht.
Petra Grätz von Merkur Treuhand lobte ausdrücklich die transparente und professionelle Wirtschaftsprüfung. Das JBBZ erhielt einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk, womit bestätigt wurde, dass alle Mittel statutengemäß verwendet wurden.
Auch Kassier Nechemja Gang bestätigte die ordnungsgemäße und nachvollziehbare Buchführung. Alle Fragen konnten umgehend beantwortet werden, Unregelmäßigkeiten wurden keine festgestellt.
Präsident Oskar Deutsch (Atid) stellte den Antrag auf Entlastung des Vorstands, der einstimmig angenommen wurde.
Der stv. Vereinsobmann Peter Florianschütz betonte die Bedeutung der Ausbildung in der Elementarpädagogik und empfahl, Absolventinnen und Absolventen des JBBZ verstärkt in Kindergärten einzusetzen. Deutsch schloss mit einem Dank an den Vorstand und das Team des JBBZ für die hervorragende Arbeit.
2. Möglichkeiten zur Digitalisierung des Wählerverzeichnisses
Generalsekretär Benjamin Nägele berichtete über die Herausforderungen bei den bisherigen Wahlen, insbesondere über Verzögerungen durch händische Auszählungen und falsche Zuordnungen von Wählerinnen und Wählern in die zugeordneten Wahllokale. Durch eine Digitalisierung könnte der Prozess vereinfacht und die Fehlerquote reduziert werden – selbstverständlich unter Einhaltung der statutarischen Bestimmungen. Der Wahlvorgang selbst solle weiterhin jedenfalls nur bei persönlicher Anwesenheit vor einer Wahlkommission möglich sein. Ziel sei es, künftig am Hauptwahltag ortsunabhängiges Wählen zu ermöglichen und den Wahlvorgang, vor allem die Registrierung der Wahlberechtigtendurch die Wahlkommission zu beschleunigen .
Thomas Stern (Fa. Braintrust) präsentierte dem Kultusvorstand das Tool Eventmaker. Dieses würde die Registrierung und Verwaltung der Wählerdaten digital abbilden. Die Stimmabgabe selbst soll weiterhin auf Papier erfolgen, digitalisiert würde lediglich der Registrierungsprozess, um Echtzeit-Abgleiche zwischen Wahllokalen zu ermöglichen. So könne vermieden werden, dass Wählerinnen und Wähler abgewiesen werden, wenn sie sich im falschen Wahllokal befinden. Dieses Tool soll der IKG gratis zur Verfügung gestellt werden, sofern seinen Mitarbeitern kein nennenswerter Mehraufwand entstünde. Ansonsten müssten die Arbeitsstunden verrechnet werden.
In der Diskussion wurden Fragen zur Datensicherheit, Fehleranfälligkeit und Parteientransparenz gestellt.
Präsident Oskar Deutsch betonte, dass ein etwaig neues System als Service für Wählerinnen, Wähler und Mitarbeitende gedacht sei. Im Dezember soll das Thema im Kultusvorstand vertieft werden.
3. Vorstellung der Kompetenzstelle Inklusion & Förderpädagogik
KVin Natalie Neubauer (Atid) stellte Frau Irma Dhillon vor, die die neue Kompetenzstelle leitet. Dhillon berichtete über ihre Arbeit mit Kindern, die besonderen Förderbedarf haben. Sie unterstützt, begleitet und beobachtet Kinder mit Behinderungen und arbeitet eng mit Eltern, Pädagogen und Institutionen zusammen.
Derzeit werden Kinder in vier jüdischen Kindergärten – ZPC, Malzgasse, LCC und Tempelgasse – betreut. Eine Anfrage eines weiteren Standorts sei bereits eingegangen. Seit März 2024 begleitet die Kompetenzstelle 29 Kinder – 22 Buben und 7 Mädchen –, von denen neun bereits in der Schule sind. Rund 31 Prozent verfügen über eine formelle Diagnose, die Voraussetzung für Fördergelder ist.
Ziel sei es, ein mobiles Team aus Förderbegleiterinnen aufzubauen, das durch staatliche Mittel finanziert werden könne. Eine inklusive Elementarpädagogin pro Standort wäre aus pädagogischer Sicht eine wünschenswerte Qualitätssicherung.
Neubauer hob hervor, dass der Bedarf an Förderpädagogik weiter steige und das Projekt ausgebaut werden solle.
4. Jahresabschluss der WVG
Ronald Geissler präsentierte den Jahresabschluss der Wohnheimverwaltungsgesellschaft (WVG). Das Jahr 2024 sei geprägt gewesen von Investitionen – unter anderem in Solaranlagen und ein neues Parkmanagementsystem. Der Bilanzgewinn beträgt 330.535,50 Euro.
Positiv ausgewirkt habe sich auch eine erfolgreiche Verhandlung bei Energieverträgen, an der Präsident Oskar Deutsch maßgeblich beteiligt war. Insgesamt konnten 4,7 Millionen Euro an die IKG abgeführt werden – ein Plus von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Geschäftsführung der WVG wurde vom Kultusvorstand einstimmig entlastet.
5. Generalversammlung des Maimonides Zentrums (MZ)
Direktor Micha Kaufman präsentierte den Jahresabschluss für 2024. Die Belegungsquote des Hauses lag bei 99,6 Prozent, wofür die Mitglieder des Kultusvorstands unisono Anerkennung für Direktor Kaufman und seinem Team aussprachen. Der Bilanzverlust sei im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was auf ausgelaufene Zuschüsse und gestiegene Personalkosten zurückzuführen sei. So ist etwa für das Eigenpersonal der KV um 9,2% gestiegen. Diese konnten durch die Tariferhöhungen des Fonds Soziales Wien (4,5 Prozent) nicht vollständig ausgeglichen werden.
Der Wettbewerb um qualifiziertes Pflegepersonal sei groß; dennoch habe das MZ keine Betten sperren müssen – eine Besonderheit im Wiener Pflegebereich.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen reduzierten sich um rund 29,6 Prozent (−408.000 Euro), vor allem durch sinkende Energie- und Betriebskosten. Demgegenüber standen Mehrkosten für Pacht, Reinigung und EDV-Wartung in Höhe von 228.000 Euro.
Die größte Herausforderung sei, so Micha Kaufman, dass sich die Finanzierung durch den Fonds Soziales Wien ausschließlich auf die Pflege erstrecke, nicht aber auf den medizinischen Bereich. Seit einigen Jahren würden schon Verhandlungen laufen, um einen Kassenvertrag für medizinische Leistungen, der das MZ jährlich mit 1,6 Millionen Euro kostet, zu bekommen – bis jetzt jedoch ohne Erfolg.
Kaufman erklärte, dass es ein entscheidendes Qualitätsmerkmal des MZ sei, dass medizinische Leistungen inhouse erbracht werden können und damit den Bewohnern Fahrten zu Untersuchungen außer Haus erspart werden können.
Eine Evaluierung des Zustands sowie Restrukturierungen wurden bereits begonnen, um die Kosten zu senken.
Der Jahresverlust beträgt 1,13 Millionen Euro. Kaufmann betonte die Notwendigkeit, dass primär die Vergütung der Zusatz-Leistungen im MZ evaluiert werden muss.
Der Kultusvorstand entlastete den Beirat und die Geschäftsführung einstimmig.