Bericht: Sitzung des Kultusvorstands vom 13. Februar 2023

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Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gemeindemitglieder!

In diesem Artikel berichten wir über die Sitzung des Kultusvorstands vom 13. Februar 2023. Die in der Sitzung behandelten Themen waren:

-       Generalversammlung des Vereins JBBZ

-       Ausstellung im Jüdischen Museum Wien

-       Weiterführung Restaurant Alef Alef

-       Bericht des Präsidenten

Generalversammlung des Vereins JBBZ

Jbbz

267 Menschen besuchen aktuell Kurse beziehungsweise Ausbildungsprogramme des Jüdischen Beruflichen Bildungszentrums (JBBZ), berichtete JBBZ-Geschäftsführer Markus Meyer Montagabend im Rahmen der Generalversammlung des Vereins JBBZ dem Kultusvorstand. 55 von ihnen sind Ukrainer und Ukrainerinnen, die derzeit einen Deutschkurs des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) am JBBZ absolvieren. 53 sind Jugendliche, die einen Lehrberuf erlernen, 72 Erwachsene befinden sich in einer Berufsausbildung. Das JBBZ bietet zudem auch u. a. die Lehre mit Matura, diverse Vorbereitungskurse sowie Job-Coaching an.

Meyer skizzierte den anwesenden Mandataren und Mandatarinnen des Kultusvorstands zudem den strengen Prüfungsprozess des JBBZ-Budgets (durch das AMS Wien, die Buchhaltungsagentur des Bundes, die Gemeinde Wien, die Wirtschaftsprüfungsges.m.b.H. Mercur Control sowie den Kassier Nechemja Gang). Die Entlastung des Vorstands für den Jahresabschluss 2021 erfolgte mehrheitlich.

Neu gewählt wurden am Montag auch der Vorstand, die Geschäftsführung und der Kassier des Vereins JBBZ. Vorsitzender ist damit erneut Dezoni Dawaraschwili (VGJ), stellvertretende Vorsitzende sind Jasmin Freyer (Atid) sowie Peter Florianschütz (Gemeinde Wien, SPÖ). Als Geschäftsführer bestätigt wurde Markus Meyer, Nechemja Gang ist erneut Kassier. 

Ausstellung im Jüdischen Museum Wien

IKG-Präsident Oskar Deutsch berichtete dem Kultusvorstand über die Missstimmung in Teilen der Wiener jüdischen Gemeinde angesichts der aktuell im Jüdischen Museum Wien laufenden Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“. Die Aufregung habe unmittelbar nach Eröffnung der Schau begonnen und sich dann vor allem über Social Media mit Kritik an der Ausstellung fortgesetzt, dabei sei es auch zu verbalen Angriffen auf Museumsdirektorin Barbara Staudinger gekommen. Er habe schließlich Anfang Dezember in einem Gespräch mit Staudinger und der Aufsichtsratsvorsitzenden des Museums, Dwora Stein (sie ist auch Kultusvorständin) hingewiesen, dass Teile der Ausstellung sowie ein Interview Staudingers, in dem diese Aussagen getätigt habe, die so verstanden worden seien, dass die Museumsdirektorin mit BDS (Israel-Boykottbewegung) sympathisiere. In der Folge sei es zu Adaptionen der Begleittexte von drei Exponaten in der Schau gekommen und Staudinger habe in Medien klargemacht, dass sie zu 100 Prozent gegen BDS sei. 

Dennoch sei die Kritik an der Ausstellung nicht abgerissen, sodass er schließlich ein Schreiben an Museumsleitung und -vorstand verfasste, mit der Aufforderung, die Schau zu überarbeiten und sich zu der Kritik zu äußern. So hätten sich etwa Überlebende, aber auch Kinder von Überlebenden vor den Kopf gestoßen gefühlt, es wurde aber auch Sorge formuliert, die Ausstellung könne Antisemitismus befördern. Auf diesen Brief habe Staudinger nicht reagiert. Er habe diesen in der Folge auch an die Mitglieder des Kultusvorstands übermittelt, berichtete Deutsch. Staudinger habe schließlich eine Bearbeitung der Ausstellung zugesichert und betont, es sei nicht ihre Intention, Gemeindemitglieder zu provozieren. Was er jedenfalls verurteile, seien die persönlichen Angriffe auf Staudinger.

Darauf wiesen in der anschließenden Diskussion auch die Redner und Rednerinnen hin: Die Angriffe auf Staudinger seien nicht akzeptabel. Bezüglich der Bewertung der Ausstellung gingen die Meinungen hingegen auseinander, wobei mehr Kritiker und Kritikerinnen das Wort ergriffen als Befürworter und Befürworterinnen. Die Kritik reichte von „nicht durchdacht“ über „Vorurteile verstärkt“ bis zu „beleidigend“. Es gab auch Wortmeldungen, die die Ausstellung als „anspruchsvoll“ und „anregend“ lobten.

Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister merkte an, dass er von der Museumsleitung eingeladen worden sei, künftige Ausstellungen aus halachischer Sicht abzusprechen, und betonte, diese Art von Kooperation habe es in den vergangenen Jahren mit dem Jüdischen Museum nicht gegeben. 

Weiterführung Restaurant Alef Alef

IKG-Präsident Deutsch berichtete, Mali Bernholtz sei nach dem Ableben ihres Mannes Shalom, s.A., auf der Suche nach einem neuen Betreiber beziehungsweise Pächter für das Restaurant Alef Alef. Zuletzt geführte Gespräche hätten sich bisher allerdings nicht konkretisiert. Bis auf Weiteres führe sie daher selbst das koschere Lokal in der Seitenstettengasse weiter.

Bericht des Präsidenten

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Bildquelle: Stadt Wien/Jobst

Treffen mit Politikern und Politikerinnen, Auslandsreisen, Events: der Terminkalender des IKG-Präsidenten nähert sich wieder Vor-Pandemie-Zeiten an. Deutsch berichtete über einen Blackout-Workshop und ein Welcome 2023-Essen für die Angestellten der Kultusgemeinde, über zahlreiche Chanukka-Events, darunter ein Kerzenzünden mit Ministerin Karoline Edtstadler im Sefardischen Zentrum in der Tempelgasse, im Rathaus bei Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und im Alten Rathaus beim Bezirksvorsteher Innere Stadt, Markus Figl (ÖVP), sowie von Gesprächen mit SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sowie dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Letzterer habe zuletzt zwei Synagogen renovieren lassen (Kobersdorf und Stadtschlaining) und wolle, dass die Erinnerung an früheres jüdisches Leben im Burgenland großgeschrieben werde.

Bei der European Jewish Leadership Conference in Israel sei der Paradigmenwechsel einiger arabischer Länder im Umgang mit Israel spürbar geworden, darunter etwa Bahrain. Bis jetzt sei das Credo gewesen, diplomatische Beziehungen mit Israel gebe es erst, wenn das Problem mit den Palästinensern gelöst worden seien. Inzwischen werde zwar weiterhin der Wunsch nach einer Lösung gehegt, dennoch würden auch gute Beziehungen mit Israel als wichtig angesehen, so der IKG-Präsident.

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IKG/Morgensztern

Deutsch berichtete zudem von "Zikaron BaSalon"-Sessions („Gedenken im Wohnzimmer“) bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sowie Ministerin Edstadler. Dabei erzählen Überlebende in entspannter Atmosphäre über ihre Erlebnisse in der NS-Zeit. In die Zukunft gerichtet war wiederum ein Besuch von Umweltministerin Leonore Gewessler am ZPC-Campus: Anlässlich Tu b'Schwat pflanzte sie mit Kindern und dem IKG-Präsidenten einen Apfelbaum.

Deutsch gratulierte Montagabend zudem IKG-Ehrenpräsident Ariel Muzicant, der bei der Generalversammlung des European Jewish Congress erneut zum EJC-Präsidenten gewählt worden ist. Dessen Funktionsperiode läuft bis Ende 2024. 

Es gab allerdings Montagabend auch einen Moment der Trauer: Die Mandatare und Mandatarinnen gedachten mit einer Schweigeminute des kürzlich verstorbenen früheren Kultusvorstands Amos Davidovits, s.A.