719 gemeldete antisemitische Vorfälle im Jahr 2022

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Im Jahr 2022 wurden der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) insgesamt 719 Vorfälle gemeldet, die nach einer Prüfung durch die Expertinnen und Experten eindeutig antisemitisch waren. Dies ist nach dem Rekordjahr 2021 mit 965 gemeldeten antisemitischen Vorfällen der zweithöchste Wert, der von der Meldestelle verzeichnet wurde und entspricht rund zwei Vorfällen pro Tag. Das geht aus dem von IKG-Präsident Oskar Deutsch und Generalsekretär Benjamin Nägele präsentierten Jahresbericht hervor. 

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Die Gesamtzahl der gemeldeten Vorfälle setzt sich zusammen aus 14 Angriffen, 21 Bedrohungen, 122 Sachbeschädigungen, 140 Massenzuschriften und 422 Fällen von verletzendem Verhalten. Im Rekordjahr 2021 wurden 12 Angriffe verzeichnet, womit das Jahr 2022 die höchste Zahl gemeldeter antisemitischer Angriffe verzeichnet. Erschreckend sei die hohe Zahl der Angriffe gegen Kinder und Jugendliche sowie das junge Alter von Tätern, so Deutsch. Nägele verwies auf ähnliche Beobachtungen in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. 

Das Abebben der Corona-Pandamie im Laufe des Jahres 2022 sei einer der Hauptgründe für den Rückgang im Bereich der Massenzuschriften und beim verletzenden Verhalten. Es muss von einer höheren Dunkelziffer nicht gemeldeter Vorfälle ausgegangen werden. Deutsch verwies zudem darauf, dass der Bericht nur die unmittelbarsten Erscheinungsformen des Antisemitismus, nicht aber eine gesamthafte Darstellung des Antisemitismus liefert. Hierfür müssten unter anderem soziologische Studien herangezogen werden.