Langjähriges ESRA-Führungsteam ausgezeichnet

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Gerda Netopil, Klaus Mihacek und Peter Schwarz wurden am Freitag, 25. März von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Der Bundespräsident unterstrich, dass gerade Tage wie diese, in denen Europa erneut mit Krieg und Flucht konfrontiert sei, die Wichtigkeit eines Traumazentrums wie ESRA zeigten, das sich inzwischen auch im Ausland als anerkannte Einrichtung in diesem Bereich etablieren habe können. Schwarz dankte im Namen des Trios für die Auszeichnung und betonte, das sei eine Ehrung für das gesamte Team von ESRA. Er erinnerte zudem an die bereits verstorbenen Ärzte Alexander Friedmann und David Vyssoki, die sich in die Geschichte ESRAS eingeschrieben haben.

Katharina Stemberger, Schauspielerin und Vorstandsvorsitzende des Integrationshauses, hob in ihrer Laudatio die Pionierarbeit ESRAs hervor. Bis zur Gründung dieses psychosozialen Zentrums 1994 hätten viele Überlebende des NS-Terrors in Österreich lange Um- und Leidenswege auf der Suche nach Hilfe auf sich nehmen müssen. Sie seien nicht ernst genommen und manchmal sogar verhöhnt worden. ESRA unterstützte sie schließlich mit einem neuen Ansatz: Sozialarbeit, medizinische und psychotherapeutische Betreuung wurden gebündelt angeboten.

„Die Idee, den sozialen und psychischen Aspekt unter einem Dach zu betreuen, war die neue bahnbrechende Idee.“ Netopil (soziale Arbeit), Mihacek (ärztliche Leitung) und Schwarz (kaufmännische Leitung) habe in ihren gemeinsamen Jahren bei ESRA eine gemeinsame Haltung verbunden: „Der Mensch mit seinen Bedürfnissen, Sorgen und oft Schmerzen im Mittelpunkt“.

Jedes Jahr würden nun rund 3.000 Menschen die benötigte professionelle Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Betreut wurden und werden von ESRA alles Überlebenden: Juden und Jüdinnen ebenso wie Roma und Sinti oder die ehemaligen „Kinder vom Spiegelgrund“. In Kooperation mit dem Verein Aspis kümmert sich die Einrichtung um Kärntner Slowenen und Sloweninnen, die die NS-Verfolgung überlebt haben. Als Traumakompetenzzentrum half ESRA zudem auch in Katastrophenfällen wie Galtür oder Kaprun und kümmert sich außerdem bis heute um Menschen, die geflüchtet sind und in ihrer Heimat Traumatisches erlebt hatten.

„Ich denke, die Situation, die wir heute erleben, zeigt uns ganz klar, dass das Thema Krieg, Flucht und Vertreibung schrecklich aktuell ist“, betonte Stemberger. Und ergänzte: „Dem Krieg, den Bomben ist es egal, zu welchem Gott die Eltern der Kinder beten, die jetzt zu Tausenden ihr Zuhause verlieren. Spätestens jetzt muss uns klar werden, dass es gefährlich und trügerisch ist, wenn wir beginnen unter den Verzweifelten Unterscheidungen zu treffen, da begeben wir uns auf dünnes Eis, das zu jedem Zeitpunkt brechen kann und wenn es bricht, dann gehen wir alle unter.“

In einem Vorgespräch habe sie die drei nun Ausgezeichneten gefragt, welche ihre Leitsterne zur Navigation in manch dunkler Nacht gewesen seien und alle drei hätten schnell geantwortet: Die ersten drei Artikel der Menschenrechtscharta. Diese lauten: „Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Artikel 2: Die Menschenrechte gelten für alle Menschen gleichermaßen. Niemand darf benachteiligt werden wegen seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, Religion, seiner nationalen Zugehörigkeit, politischen Überzeugung, seines Besitzes oder anderer Unterschiede. Artikel 3: Jeder hat ein Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“

Peter Schwarz, geb. 1958, begann 1996 für ESRA zu arbeiten. Von 1999 bis 2021 war er Geschäftsführer des psychosozialen Zentrums. Dr. Klaus Mihacek, geb. 1954, begann 1995 bei ESRA als Psychiater und Psychotherapeut tätig zu sein. Er folgte 2011 Dr. David Vyssoki als ärztlicher Leiter und hatte diese Position bis 2020 inne. Gerda Netopil, geb. 1963, studierte Geschichte und Politikwissenschaft und absolvierte die Ausbildung zur Sozialarbeiterin. Seit 1997 für ESRA tätig, seit 2007 Leiterin der Abteilung Soziale Arbeit. (Red.)