Israelische Firma RIDEViSION will Motorradfahren sicherer machen

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Technologien wie künstliche Intelligenz, neuronale Netzwerke, Computervision und Bedrohungserkennung werden in ein kostengünstiges Kollisionsvermeidungssystem integriert.

 

von Brian Blum

Während das Rennen um die Einführung autonomer Fahrzeuge immer hitziger verläuft, werden hochmoderne Technologien wie das Fahrerassistenzsystem ADAS (engl.: Advanced Driver Assistance Systems) entwickelt, um Zusammenstösse zu vermeiden. Bisher wurden in diesem Prozess Motorräder jedoch weitgehend übersehen.

Einem Bericht der US-Bundesbehörde für Strassen- und Fahrzeugsicherheit, NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) von 2018 zufolge ereignen sich Unfälle mit Todesfolge für Motorräder beinahe 28 Mal häufiger als für PKW-Fahrer – und Motorradfahrer machen 17 Prozent aller Fahrer- und Beifahrer-Todesfälle aus. 2016 wurden allein in den USA 5286 Motorradunfälle mit Todesfolge verzeichnet: laut NHTSA 5,1 Prozent mehr als im Jahr 2015.

Uri Lavi und Lior Cohen sind passionierte Motorradfahrer; sie wollen intelligente Computersicherheit auch für Zweiradfahrer zugänglich machen. Ihre Firma RIDEViSION erhielt von YL Ventures ein Startkapital in Höhe von 2,5 Mio. US-Dollar – und zwar für ihre patentierte Motorradtechnologie namens CAT (Collision Aversion Technology).

Zuvor arbeiteten Lavi und Cohen in der israelischen Industrie für Innere Sicherheit. Lavi gründete anschliessend die Firma PicScout und brachte Cohen als Vizepräsident der Abteilung für Forschung und Entwicklung mit.

PicScout entwickelte eine Technologie, mit deren Hilfe im Internet Bilder, die ohne Erlaubnis benutzt oder verändert wurden, erkannt und anschliessend den Urheberrechtsinhabern gemeldet werden. 2011 wurde die Firma für 20 Mio. US-Dollar von Getty Images übernommen.

Viele Technologien aus ihren bisherigen Bereichen – wie künstliche Intelligenz, neuronale Netzwerke, Computervision und Bedrohungserkennung – fliessen in ihr jüngstes Unternehmen mit ein.

„Motorradfahrer sind normalerweise koordiniert, aufmerksam und ganz auf die Strasse konzentriert. Wir haben eine besondere Beziehung zur Strasse; unglücklicherweise aber erhöhen Faktoren jenseits unserer Kontrolle unser Kollisionsrisiko“, erläutert Lavi und fahrt fort: „Die hohe Geschwindigkeit, das leichte Gewicht und das vollkommene Ausgeliefert-Sein des Motorrads machen Zusammenstösse für uns weitaus gefährlicher.“ 

Handelsübliche Kameras

ADAS setzt üblicherweise eine Kombination aus Radar, LIDAR (engl.: light detection and ranging – eine Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung, High-Tech-Kameras und Sensoren ein, um ein autonomes Fahrzeug zur Selbstkorrektur zu veranlassen oder einen Fahrer vor einem möglichen Zusammenstoss zu warnen. Doch all diese Geräte sind teuer: für einen hochpreisigen Neuwagen keine grosse Sache, für den Kostenrahmen eines Motorrads aber sehr wohl.

Lavi und Cohen beschlossen daher, für Zweiräder mit einer Software erweiterte Standardkameras einzusetzen, die einen dem ADAS vergleichbaren Schutz gewährleisten. Im Fall von Motorräder tun es kostengünstige, handelsübliche Kameras, weil Zweiradfahrer schlechtes Wetter in der Regel meiden – deshalb besteht z.B. kein Bedarf an hochentwickelten Sensoren, die bei heftigem Schnee und Regen notwendig werden.

Bei einer typischen RIDEViSION-Ausrüstung werden zwei kleine Kameras (jede nicht grösser als 2,5 cm²) vorn und hinten am Motorrad montiert. Die Kameras sind mit Weitwinkelobjektiv ausgestattet – der gegenwärtige Prototyp von RIDEViSION hat 175° –, sodass beide Kameras zusammen 350° erfassen, also fast eine Rundumsicht ermöglichen.

Plastikvorrichtungen auf dem linken und rechten Seitenspiegel des Motorrads enthalten LED-Lampen; diese leuchten in verschiedenen Farben und Rhythmen auf – je nach Art der erkannten Bedrohung.

„Wird die Gefahr eines Frontalzusammenstosses erkannt, blinken beide Lampen rot“, erklärt Lavi. „Kommt die Gefahr von rechts, leuchtet nur das Licht am rechten Spiegel auf.“

An Fahrer, die einen via Bluetooth verbundenen Helm tragen, sendet das RIDEViSION-System ausserdem Hörsignale. Solche Helme kommen mehr und mehr zu Einsatz – zumal sie es dem Fahrer erlauben, über das Mobiltelefon freihändig zu sprechen.

Die Kombination von Bildern und Tönen ähnelt der einer Mobileye-Einheit – sie macht Fahrer, die zu dicht auf ein anderes Auto auffahren oder aus ihrer Fahrbahn geraten, genau darauf aufmerksam.

RIDEViSION-Kameras zeichnen darüber hinaus alles auf, was sie sehen; dies kann im Fall eines Unfalls als Beweismittel nützlich sein.

Die Energie für das gesamte System („es braucht wenig“, versichert uns Lavi) liefert die Motorradbatterie – inklusive der Computereinheit.

Der Clou des Ganzen ist die Software, sagt Lavi. RIDEViSIONs Algorithmen analysieren blitzschnell das Verhalten eines Motorradfahrers und das der Autofahrer um ihn herum – um vorherzusagen, wann die Gefahr eines Unfalls besteht. Auf diese Weise können drohende Unfallgefahren innerhalb einer Zehntelsekunde entdeckt werden.

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