Halbjahresbericht 2022 der Antisemitismus-Meldestelle

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Vom 1. Jänner 2022 bis 30. Juni 2022 wurden der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) insgesamt 381 antisemitische Vorfälle gemeldet. Damit wurden um 32 Prozent weniger Vorfälle gemeldet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (562). 

Nach dem Rekordwert im letzten Jahr, der vor allem auf die Mobilisierung im Corona-Leugner- und rechtsextremen Milieu sowie durch die antisemitische Akteure rund um Raketenangriffe auf Israel zurückzuführen ist, konnte in den Kategorien “verletzendes Verhalten” (219 Fälle) und “Massenzuschriften” (82 Fälle) eine Trendumkehr erreicht werden. Dies ist vor allem durch das verschärfte Vorgehen des Rechtsstaates gegen Shoah-Relativierung sowie durch einen milderen Corona-Pandemieverlauf zu begründen.  

Auf besorgniserregend hohem Niveau bleiben Angriffe (7 Fälle) und Bedrohungen (12 Fälle). Diese Zahl hat sich trotz des heuer insgesamt signifikanten Rückgangs im Vergleich zum Rekord im Vergleichszeitraum kaum geändert. Auffällig und beunruhigend ist hier auch weiterhin die Überrepräsentation von verbalen und physischen Übergriffen gegen – als jüdisch erkennbare – Kinder und Jugendliche. 

IKG-Präsident Oskar Deutsch: “Der Rückgang der Gesamtzahl gemeldeter Vorfälle ist erfreulich. Bei näherer Betrachtung zeigen sich aber besondere Probleme, denn die Zahl der Bedrohungen und physischen Übergriffe ist weiter auf dem hohen Vorjahresnivau. Wir sehen aber heute, dass die Mitte der Gesellschaft die Gefahr des Antisemitismus ernst nimmt und wichtige Impulse zur Trendumkehr setzt. Daher werden wir mit allen Partnern in Zivilgesellschaft, Behörden und Politik weiterarbeiten, um den Antisemitismus in Österreich weiter zurückzudrängen.”  

Der Leiter der Meldestelle und Generalsekretär der IKG Wien, Benjamin Nägele: “Wir sehen, dass die Maßnahmen, die gemeinsam mit der Bundesregierung und den Behörden getroffen werden, ihre erste Wirkung entfalten. Dass der beunruhigende Trend bei direkten Übergriffen, vor allem gegen die jüngsten Mitglieder unserer Gemeinde, weiter anhält, ist aber ein ernsthafter Grund zur Sorge.”