„kreuz und quer“-Dokumentation „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ – ein Film von Helene Maimann. Am 26. Jänner ab 22.35 Uhr in ORF 2.
Der berühmte Maler und Musiker, Mitbegründer der Wiener „Schule des Phantastischen Realismus“, erzählt seine Kindheit und Jugend. Erich Brauer unterschied sich kaum von den Gassenbuben seiner Umgebung. Aber er wurde zutiefst geprägt von seinem Vater, einem ostjüdischen Schuhmacher, und seiner nichtjüdischen Mutter, beide überzeugte Sozialdemokraten. Brauer wuchs mit den skurrilen und farbprächtigen Figuren der Vorstadt auf, darunter dem „Spiritus“ und dem „Froschermandl“, die er besungen und für diesen Film auch gemalt hat. Er besuchte mit dem Filmteam erstmals wieder die Elternwohnung in einem alten Zinshaus am Ludo-Hartmann-Platz – Zimmer-Küche, Klo am Gang, in dem sich seither praktisch nichts geändert hat – und die Parks und Straßen, in denen seine Bubenbande ihr Unwesen getrieben hat. Seine Erinnerungen an diese Kindheit, die weitaus freier und ungebundener war als die der behüteten Bürgerkinder, sind voll Wärme und Zärtlichkeit. Diese Jahre waren eine harte Schule, die ihm aber auch das Rüstzeug zum Überleben gaben.
Nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich verschwand der Vater nach Osteuropa. Brauer sollte ihn nie mehr wiedersehen. Er lernte die Tragödien der Verfolgung und die Strategien des Überlebens kennen und schaffte es, in der Tischlerei der jüdischen Gemeinde den Krieg zu überleben. Brauer wurde aus nächster Nähe zum Augenzeugen des Schicksals der Deportierten, das ihn zum Schluss auch fast selbst getroffen hat. Er war gerade 16, als er im Winter 1945 in einem Schrebergarten am Wilhelminenberg untertauchte.
Nach dem Krieg wurde er sofort auf die Akademie der Bildenden Künste aufgenommen, stürzte sich voll Leidenschaft in den Kommunismus, den er später schwer enttäuscht hinter sich ließ, und entwickelte sich zum begeisterten Alpinisten und Skifahrer. Und er wurde ein Reisender, der mit dem Fahrrad quer durch alle Demarkationslinien und Grenzen Europa und Nordafrika erforschte, bevor er zum ersten Mal nach Israel aufbrach und dort seine künftige Ehefrau Naomi kennenlernte.
Gedreht wurde der Film – eine Koproduktion von ORF und Amour Fou Vienna, unterstützt von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Land Niederösterreich – in Wien und Niederösterreich. Für den musikalischen Part zeichnen Otto Lechner, Arik, Timna und Jasmin Brauer und das Ensemble Timna Brauer und Elias Meiri verantwortlich. Außergewöhnlich sind die Archivbilder, die Maimann verwenden konnte: darunter private Aufnahmen der Familie Baker von den Tagen des März und April 1938 in Wien, die das Holocaust Memorial Museum in Washington zur Verfügung gestellt hat.