Health-Update von Univ. Prof. Dr. Arnold Pollak vom 31. Januar 2024

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Studien die 2024 die Medizin verändern werden: Gute Aussichten für Patienten? 

Teil 2

In der bedeutendsten medizinischen Fachzeitschrift Nature Medicine wurden die voraussichtlich wichtigsten Fortschritte des Jahre 2024 vorgestellt: Im Teil 1 berichtete ich über die z.T. bereits laufenden klinischen Studien in den Schwerpunkten Krebserkrankungen (Lunge, Brust und Haut) sowie Kardiologie und Schwangerschaftsdepression.

Schwerpunkt Impfungen: Zwei alte Problemfälle der Medizin

Impfung gegen Malaria

Die Impfstoffherstellung gegen Malaria hat sich seit jeher als äußerst schwierig erwiesen. 40 (!) Impfstoffe wurden in klinischen Studien getestet, aber nur zwei von ihnen haben sich als wirksam erwiesen: RTS,S und R21. Unbekannt ist aber die langfristige Wirksamkeit. Um diese Frage zu beantworten, läuft eine kontrollierte Phase-3-Studie mit dem R21 Impfstoff bei afrikanischen Kindern im Alter von 5 bis 36 Monaten. Die erste Nachbeobachtung erfolgt zwei Jahre nach der dritten Dosis, die erste Analyse nach 12 Monaten. Insgesamt werden 4800 Kinder aus Malaria-endemischen Gebieten in Burkina Faso, Kenia und Tansania Burkina Faso und Mali rekrutiert.

Impfung gegen HIV

Auch gegen HIV-Infektionen ist auf der Impfseite noch kein wirklicher Durchbruch gelungen. Ziel einer neuen Phase-1-Studie ist Sicherheit und Wirksamkeit des sog.VIR-1388 Impfstoffes zur Vorbeugung einer Infektion mit HI-Viren zu untersuchen. Die doppelblind-placebo kontrollierte Multicenterstudie umfasst Erwachsene im Alter von 18 bis 55 Jahren bei gutem Gesundheitszustand und ohne HIV. Sie erhalten eine von drei Dosisstufen von VIR-1388 oder Placebo. Eine Langzeitnachuntersuchung ist vorgesehen und budgetiert, sofern die Erstergebnisse positiv ausfallen.

Neurologie

Stammzelltherapie bei Parkinson: Neue Hoffnung?

Für die meisten klinischen Studien zu Parkinson werden Patienten rekrutiert, deren Krankheit bereits weit fortgeschritten ist. Einen neuen Ansatz verfolgen Wissenschaftler mit der STEM-PD-Studie. Sie wollen dopaminerge Neuronen aus menschlichen embryonalen Stammzellen in die Gehirne von Parkinson-Patienten transplantieren. Eingeschlossen werden Personen im Alter von 50–75 Jahren mit mittelschwerer Parkinson-Krankheit. Klingt noch sehr futuristisch.

Einsatz der künstlichen Intelligenz (KI) in der Notfallmedizin

Mit der sog. Triagierung sollen in den Notaufnahmen von Kinder- und Erwachsenenambulanzen schwerere Fälle rascher und effektiver zur Abklärung gelangen, was aber nie hinsichtlich ihrer tatsächlichen klinischen Auswirkungen studienmäßig validiert wurde. Dies soll nun mit dem KI-Modell RISKINDEX erfolgen. In vier niederländischen Krankenhäusern wurden diesbezüglich Daten von 266.327 Patienten evaluiert. Bei der Triage von Patienten schnitt die KI besser ab als die Einschätzung durch Fachärzte, doch viele Fragen blieben offen. Mit der Pilotstudie MARS-ED planen die Entwickler, unter anderem die diagnostische Genauigkeit und die klinischen Auswirkungen der künstlichen Intelligenz in diesem Gebiet zu eruieren. Spannend!

OFT GEFRAGT: THEMA JÄHRLICHE COVID IMPFUNG?

Eine neue amerikanische Studie der Columbia Univ.in New York bzgl. Auffrischungsimpfung mit dem bei uns erhältlichen monovalenten XBB.1.5-Impfstoff (Pfizer) ergab eine deutliche Zunahme der Schutzkörper gegen sämtliche untersuchten, derzeit kursierenden Omikron-Subvarianten. Die Resultate der Studie unterstreichen die Empfehlung, die monovalenten XBB.1.5-Impfstoffe gegen Covid-19 breit einzusetzen, um einen effektiven und aktuellen Immunstatus in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

Ref.: Arnold C. et al.: Nature Medicine  29, 2964–2968 (2023)          M.van den Heuvel: DCN 2024                Wang, Q. et al. (2023): XBB.1.5 monovalent mRNA vaccine booster elicits robust neutralizing antibodies against emerging SARS-CoV-2 variants. bioRxiv, DOI: 10.1101/2023.11.26.568730.