Health-Update von Univ. Prof. Dr. Arnold Pollak 08/23

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Hitzewellen: Gesundheitliche Folgen?

In einer neuen großangelegten Studie hat ein Forscherteam einer großen chinesischen Universität nachgewiesen, dass die Herzinfarkt-Todesfälle von 200.000 Einwohnern mit den Wetteraufzeichnungen in sehr enger Beziehung stehen. Die Studie wurde in einem sehr angesehen, amerikanischen Journal veröffentlicht.  Es zeigte sich, dass das Sterberisiko bei zweitägigen Hitzewellen mit Temperaturen von über 28 °C um 18 % höher war als an anderen Tagen. Stieg die Temperatur 4 Tage auf über 35 °C war das Sterberisiko sogar um 74 % erhöht.Überdies verdoppelte sich die Sterberate am Herzinfarkt, wenn während einer viertägigen Hitzewelle die Feinstaubbelastung auf über 37,5 µg/m³ angestiegen war (der Tagesgrenzwert der WHO liegt bei 45 µg/m³). Frauen hatten der Studie zufolge bei Hitzewellen ein höheres Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben als Männer. Ältere Menschen waren stärker gefährdet als Jüngere. Die Autoren empfehlen der Bevölkerung dringend, sich bei extremen Temperaturen in den Wohnungen aufzuhalten. Bei Spaziergängen sollten stark befahrene Straßen gemieden und grundsätzlich keine körperlich anstrengen­den Tätigkeiten im Freien durchgeführt werden.Nicht nur die durchschnittliche Tagestemperatur, auch starke Temperaturschwankungen erhöhen das Risiko für Herzinfarkte und die Auswirkung auf die Gesundheit. Da durch den Klimawandel immer öfter Extremwettersituationen auftreten werden, ist davon auszugehen, dass das Thema Wetter im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zukünftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Ref.:B. Bellmann 2023Xu R et al.: Circulation 2023

Was macht CORONA

Corona scheint im Sommer vollkommen vergessen zu sein.Zurecht, verschwunden ist das Virus aber nicht, nur weil die PANDEMIE von behördlicher Seite für beendet erklärt worden ist.Das Virus mutiert auch jetzt noch weiter, was die WHO genauestens registriert. Derzeit vorherrschend ist die Omikron-Subvariante namens EG.5, auch „Eris“ genannt, die z.Z. in 17,4 % aller Corona Infektionen weltweit nachgewiesen wurde; einen Monat zuvor war dies noch bei7,6 % der Fall gewesen. Die meisten Nachweise stammen aus Asien und den USA, aber auch in Europa wurde EG.5 schon sequenziert. Die WHO meint, dass diese Variante derzeit keine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstelle. Dennoch arbeiten Impfstoffhersteller an einem entsprechend angepassten Impfstoff.

Ref.:  A. Aufmuth D.Check 2023

ÄRZTLICH GETESTET: Da kann ich mich doch verlassen

Die Aussage z. B. „augenärztlich getestet“ z.B. bedeutet, dass bei einer Produkttestung ein Augenarzt anwesend war. Das sagt aber leider weder etwas darüber aus, an wie vielen Probanden ein bestimmtes Produkt „getestet“ wurde, noch über die Anzahl oder die Art von Nebenwirkungen, die vielleicht aufgetreten sind. Die Tests sind weder einheitlich geregelt noch irgendwelchen Regulatoren unterworfen. Es gibt keine Versicherung, dass keine Allergien oder Unverträglichkeiten an den Augenlidern oder in den Augen ausgelöst werden. Es bleibt also dabei: nicht mehr als ein Werbeslogan.Aber gerade Allergien auf Inhaltsstoffe in Augen Make-up sind leider keine Seltenheit. Eine der häufigsten Nebenwirkungen sind das "trockene Auge". Es beschreibt eine Beeinträchtigung des Tränenfilms und damit einhergehender Benetzungsstörung der Bindehaut und Hornhaut des Auges und zählt zu einer der häufigsten Erkrankungen in der Augenheilkunde, mit zunehmender Häufigkeit im Alter.

Ref. Ref.:C. Wernigg D.Check 2023

Schwere Depression: Helfen Medikamente überhaupt? 

Schwere Depressionen gehören weltweit zu den führenden Erkrankungen, die Stress, Belastungen und letztlich schwersten Behinderung in der Bewältigung des Alltagslebens bedeuten können. Neben Psychotherapie werden Antidepressiva zur Behandlung eingesetzt.Die FDA (die offizielle Arzneimittelbehörde der USA) stellte angesichts der immer mehr und immer häufiger verschriebenen Antidepressiva bei Patienten mit schwerer Depression diese Frage in Form einer riesigen neuen Studie, ob und in wie viel Fällen bei Patienten eine Verbesserung der psychischen Erkrankung aufgetreten war?Erkenntnisse:   In dieser gepoolten Analyse von Daten aus 232 randomisierten, klinischen Studien mit  57 313 Teilnehmer mit schwerer Depression konnte ein statistisch gesicherter Wirkungsnachweis bei ca.15%  der Patienten nachgewiesen werden. Das Spektrum und das Ausmaß der Wirksamkeit waren allerdings sehr breit gestreut.Bei manchen Patienten war das Ausmaß der Verbesserung sehr gering, bis fast nicht merkbar.

Ref.: Meyerson et al. (2023)JAMA Network Open