Wissenschaft in der Synagoge Kobersdorf

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Das Land Burgenland, die Burgenländische Forschungsgesellschaft und der Verein Misrachi Österreich organisierten in der neu renovierten ehemaligen Synagoge in Kobersdorf am 28. und 29. Juni 2023 das Symposium 85 Jahre „Anschluss“ – Die jüdischen Gemeinden des Burgenlandes aus lokalhistorischer Sicht.

Die Synagoge Kobersdorf ist eines der wenigen erhalten gebliebenen jüdischen Denkmäler im Burgenland. Als Gedenk- und Mahnort hält sie die Erinnerung an die Verfolgung und Vertreibung der burgenländischen Jüdinnen und Juden aufrecht. Als Ort der Begegnung und des Dialogs werden in regelmäßigen Abständen Vortragsreihen, Symposien, Ausstellungen oder Lesungen in der Synagoge abgehalten.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass die Aufarbeitung der burgenländischen Vergangenheit genauso wichtig sei wie sein Wunsch der Wiederbelebung einer jüdischen Gemeinde im Burgenland.

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Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland

Nechemia Gang, Präsident von Misrachi Österreich, übergab dem Landeshauptmann ein Faksimile des Totenbuches der Chewra Kadischa von Deutschkreutz. Das Ehepaar Eva und Zoltan Pap brachten als Geschenk eine Menora und überreichten diese Hans Peter Doskozil (siehe Weblinks).

Der Oberrabbiner der IKG Wien und des Burgendlands, Jaron Engelmayer, sprach über die Blütezeit der jüdischen Gemeinden sowie über namhafte Persönlichkeiten, gedachte der Shoa-Opfer, sprach das Seelengebet und erklärte die Bedeutung der Menora.

Namhafte WissenschaftlerInnen und ForscherInnen aus dem In- und Ausland nahmen an dem Symposium teil und hielten Vorträge zum jüdischen Leben im Burgenland vor und nach dem Schicksalsjahr 1938, beispielsweise zum „Anschluss“ im März 1938, zur Radikalisierung des Antisemitismus, zu sozialen und religiösen Aspekten, zu Flucht und Erfahrung im Niemandsland sowie zu diversen lokalhistorischen Themen. Ebenfalls fanden persönliche Gespräche mit ZeitzeugInnen statt.

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Für das Archiv der IKG Wien war Susanne Uslu-Pauer vertreten. Sie zeigte anhand von Archivalien und Dokumenten die Organisation der Flucht ab Mai 1938 sowie die Möglichkeit der Rekonstruktion der Familiengeschichten von vertriebenen und ermordeten Angehörigen. Nach derzeitigem Forschungsstand versuchten 2.500 Jüdinnen und Juden aus dem Burgenland, mit Hilfe der IKG Wien ihre Flucht zu organisieren.

Im Rahmen des Symposiums wurde auch die Ausstellung „Für das Kind – Museum zur Erinnerung“ von Milli Segal nach einer Idee von Rosie Potter und Patricia Ayre gezeigt. Sie umfasst die sehr berührende und doch brutale Geschichte der erzwungenen Kinderauswanderung nach Großbritannien 1938/1939.

Weiterführende Links:

https://www.burgenland.at/politik/landesregierung/lr-mag-hans-peter-doskozil/aktuelles/detail/symposium-zu-85-jahre-anschluss-in-der-synagoge-kobersdorf/

https://www.burgenland.at/themen/kultur/synagoge-kobersdorf/veranstaltungen/symposien/

http://www.forschungsgesellschaft.at/synagoge/programm_2023.pdf

https://www.millisegal.at/copy-of-seite-auf-den-spuren-eines-

http://www.archiv-ikg-wien.at/