Gedenken zum Pogrom vom 9. November

Kränze vor dem Mahnmal am Judenplatz

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der Pogromnacht wurden Menschen ermordet und schwer verletzt, nur weil sie Juden waren. Ihre Geschäfte wurden geplündert und Synagogen angezündet. Am heutigen Dienstag, 83 Jahre danach, gedachte man an diversen Plätzen in Wien den Opfern. Neben Führungen und Workshops wurde auch die Shoah Namensmauer im Ostarrichipark eröffnet.

Aktionstag gegen Antisemitismus

Zum Aktionstag gegen Antisemitismus lud das Haus der Geschichte Österreich auf den Heldenplatz und in das Museum. Noch nie wurden in den ersten sechs Monaten eines Jahres so viele antisemitische Vorfälle in Österreich gemeldet wie 2021: 562 und somit doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2020 waren es dieses Jahr bereits. Ziel des Aktionstages, der unter dem Motto „Wissen schafft Bewusstsein“ lief, war es, Diskriminierung zu verhindern, Fakten klar zu vermitteln und der Leugnung oder Verzerrung des Holocaust entgegenzuwirken. Zusammen mit Ministerin Karoline Edtstadler wurde der Aktionstag gegen Antisemitismus von Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRG) und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) im Beisein von Direktorin Monika Sommer eröffnet.

Museumsdirektorin Monika Sommer zeigt Karoline Edtstadler und Oskar Deutsch die Ausstellung
Museumsdirektorin Monika Sommer führte Bundesministerin Karoline Edtstadler (Mitte) und IKG-Präsident Oskar Deutsch durch die Ausstellung.

Gedenken an die Opfer

Nur wenige hundert Meter entfernt, auf dem Judenplatz, wurden heute Vormittag Kränze zum Gedenken an die Novemberpogrome vom 9. und 10. November 1938 niedergelegt. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Diasporaminister Shai Nachman, IKG-Präsident Oskar Deutsch sowie Moshe Kantor, Präsident des European Jewish Congress, gedachten am 83. Jahrestag vor dem Holocaust-Mahnmal im 1. Bezirk den Opfern der Shoah.

Kranzniederlegung Judenplatz

Eröffnung der Namensmauer

160 Gedenksteine, angeordnet in einem Oval, prägen seit Kurzem den Ostarrichipark zwischen dem Alten AKH und der Nationalbank. Auf ihnen wurden die Namen von 64.000 jüdischen Kindern, Frauen und Männern eingraviert, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Bei der Eröffnung des Mahnmals, das nach 15-monatiger Bauzeit fertiggestellt wurde, riefen zahlreiche Politiker, IKG-Präsident Oskar Deutsch sowie der Holocaust-Überlebende und Initiator der Gedenkstätte, Kurt Yakov Tutter, zur Wachsamkeit angesichts der aktuell zunehmenden antisemitischen Tendenzen.
Person betrachtet eine der Gedenktafeln
„Die Shoah-Namensmauer hat das Potenzial, unsere gesamte Gesellschaft, alle Menschen, die in Österreich leben, zu erreichen. Sie ist Meilenstein; nicht nur für die jüdische Gemeinde in Österreich und die Nachfahren der Getöteten in aller Welt. Sie ist keine jüdische Angelegenheit! Sondern eine der gesamten Republik. Österreich zeigt damit, dass es sich auf dem Pfad der Aufrichtigkeit befindet.“
Oskar Deutsch

Foto: BKA /Wenzel