Bericht: Sitzung des Kultusvorstands vom 15. März 2023

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Budget 2023 

Auch die IKG Wien ist von der historischen Teuerungswelle betroffen, die sich etwa durch inflationsangepasste Gehälter sowie in Form signifikant gestiegener Energie- und Betriebskosten niederschlägt, berichtete KV Elie Rosen (Atid), Vorsitzender der Finanzkommission. 

Auf einstimmige Empfehlung der Finanzkommission beschloss der Kultusvorstand am Mittwochabend das Budget für 2023. Prognostizierten Gesamteinnahmen von 22,13 Millionen Euro stehen Ausgaben in Höhe von 22,11 Millionen Euro gegenüber.  

Ein hoher Prozentsatz wird mit den Immobilien der IKG erwirtschaftet, es sind 9,43 Millionen Euro. Weitere große Einnahmenquellen sind Subventionen der öffentlichen Hand, Mitgliedsbeiträge, Spenden und Fundraising.  

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Ausgabenseitig entfallen 10,52 Millionen Euro auf Personalkosten und 8,90 Millionen Euro auf hoheitliche Aufgaben wie Kultus, Immobilien, Sicherheit, Jugend- und Kulturarbeit sowie Unterstützung für sozial schwache Gemeindemitglieder. Subventionen in Höhe von 1,36 Millionen Euro fließen in Religionsleistungen von Bet- und Kulturvereinen, weitere 1,27 Millionen Euro sind für Schulerhaltung, Schulstipendien, Sport- und Jugendvereinsförderung veranschlagt. 

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Die Beschlussfassung des Gesamtbudgets erfolgte mehrheitlich mit nur einer Gegenstimme von KV René Wachtel (Chaj). Einzelne Positionen wurden aber auch einstimmig beschlossen, darunter die Haushalte des Rabbinats, der Kulturarbeit, des Mitgliederservices, des Archivs oder der Sicherheit. 

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Traditionell am Beginn des Budget-Abstimmungs-Marathons (präsentiert, diskutiert und schließlich beschlossen wird nacheinander jeder einzelne Budgetknoten) und so auch heuer stand das so genannte außerordentliche Budget. Darin enthalten sind die Kultusförderungen, also die Subventionen der IKG an Betvereine für ihre Religionsleistungen. 

Insgesamt belaufen sich diese Subventionen auf 1,36 Millionen Euro. Khal Israel erhält demnach 187.600 Euro, Machsike Hadass 125.300 Euro, Misrachi 71.300 Euro und der Verein georgischer Juden 161.100 Euro. Erhöhungen auf 64.000 Euro wurden für den Verein kaukasischer Juden und auf 600.000 Euro für den Verein bucharischer Juden beschlossen. Acht weitere, kleinere Vereine erhalten insgesamt 63.900 Euro an Kultussubventionen. 

Zwei Mitgliederbefragungen 

Generalsekretär Benjamin Nägele rief alle Gemeindemitglieder dazu auf, sich an der derzeit laufenden Befragung europäischer Juden und Jüdinnen durch die Europäische Grundrechteagentur zu beteiligen. Bisher hätten erst an die 2.000 Personen online den Fragebogen ausgefüllt – erhöhe sich die Beteiligung nicht massiv, werde die Befragung annulliert und es entfiele eine wichtige Grundlage für die Arbeit der EU-Kommission in Sachen Antisemitismusbekämpfung. An der bisher letzten solchen Befragung nahmen in der EU 16.000 Menschen teil. Die aktuelle Befragung läuft noch bis 26. März, dauert etwa 20 Minuten und ist hier abrufbar: https://www.eujews.eu/ 

Nägele kündigte zudem eine zweite Befragung an. Sie ist eine Vorgabe im Rahmen des Österreichisch-Jüdischen Kulturerbegesetzes und wird von der Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG) in Österreich durchgeführt. Man hoffe dabei auf eine hohe Beteiligung, um möglichst viel Feedback zu den Angeboten der einzelnen jüdischen Gemeinden in Österreich und dabei auch der IKG Wien zu erhalten. Offen steht diese Umfrage auch nichtjüdischen Personen (die etwa das Veranstaltungsangebot der IKG nutzen) und Juden und Jüdinnen, die keine Gemeindemitglieder sind. Die Umfrage erfolgt anonym und dient als Grundlage für die weitere Verbesserung sowie etwaige Neuangebote und Dienstleistungen für Gemeindemitglieder als auch interessierte Besucherinnen und Besucher.  

Änderung des Statuts für den Stadttempel 

Der Kultusrat beschloss am Mittwoch auch kleinere Änderungen im Statut für den Stadttempel, die zuvor vom Vorsitzenden der Statutenkommission, Alus Berger, präsentiert worden waren. Im Wesentlichen ist es nun, um aktiv und passiv wahlberechtigt zu sein, nicht mehr nötig, bereits seit drei Jahren über eine Tempelkarte in der Synagoge in der Seitenstettengasse zu verfügen. Ausreichend ist eine Tempelkarte (auch Stehplatz) zum Zeitpunkt der Wahl oder aber drei Spendeneinträge innerhalb von zwei Jahren. So soll es auch leichter werden, jüngere Gemeindemitglieder für die Teilnahme an der Wahl als auch für die Arbeit im Tempelvorstand zu gewinnen. 

Bericht des Präsidenten 

IKG-Präsident Oskar Deutsch freute sich über den sehr gut besuchten Purim-Gottesdienst, über den auch das ORF-Fernsehen berichtete. Hervorragend angenommen würden inzwischen auch andere Angebote des Rabbinats unter der Leitung von Oberrabbiner Jaron Engelmayer wie der Schabbestisch und das Mischpachot-Programm für Familien. 

Mit Generalsekretär Nägele nahm Deutsch an einer Antisemitismuskonferenz von Fußballvereinen in Dortmund teil. Eine weitere Reise führte den Oberrabbiner, den IKG-Präsidenten, den Oberkantor und den IKG-Generalsekretär zudem kürzlich zu einem Gemeindetag nach Innsbruck. Hier müsse man überlegen, wie diesen kleinen Gemeinden mehr geholfen werden könne.  

Der Blick in die Vergangenheit stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Gedenken an im Nationalsozialismus verfolgte und vertriebene Ärzte und Ärztinnen sowie Studierende der Medizin. Anfang dieser Woche wurden zudem zum inzwischen zweiten Mal die Simon Wiesenthal-Preise des Parlaments verliehen. Ein Zusammentreffen gab es seitens der IKG-Führung diese Woche auch mit der Vertreterin des Siegerprojekts Zikaron BaSalon – diese Initiative soll auch in Österreich umgesetzt werden – sowie mit der Enkelin von Simon Wiesenthal, Rachel Kreisberg. 

Seine Schatten voraus wirft das Jubiläumsjahr 2026 – dann begeht der Stadttempel sein 200-jähriges Bestehen. Die Planung der Feierlichkeiten wurde bereits begonnen. Bei einem Gespräch mit Daniel Froschauer, Vorstand der Wiener Philharmoniker, wurde eine mögliche gemeinsame Veranstaltung in diesem Rahmen angedacht.  

Deutsch berichtete zudem über den Wien-Besuch des Generalsekretärs der jüdischen Gemeinde in München, Steven Guttmann. Die IKG München eröffnet in Bälde ein Elternheim. Anleihe habe man sich dabei beim Maimonides-Zentrum genommen. Insgesamt sei die fruchtbare Kooperation mit der jüdischen Gemeinde in München sehr positiv.