In Erinnerung an Karl Pfeifer ז״ל

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Bildquelle: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner. Anlass: Verleihung des Simon-Wiesenthal-Preises 2022

Geboren 1928 in Baden bei Wien als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern, nimmt seine Kindheit 1938 ein jähes Ende. Nach antisemitischen Angriffen in der Schule gegen ihn erkennen seine Eltern früh die Gefahr und fliehen mit ihm 1938 über die Schweiz, Italien und Kroatien nach Ungarn. Sein älterer Bruder geht bereits 1937 nach Palästina. In Budapest lernt er die Sprache schnell, lebt sich rasch ein und wird Mitglied in der zionistischen Jugendorganisation Haschomer Hatzair. 1943 flüchtet er über Rumänien und Bulgarien nach Palästina. Dort schließt er sich der Palmach und ab 1948 der israelischen Armee an.  

Karl Pfeifer kehrt 1951 nach Wien zurück. Damals gefragt, wie er sich hier fühle, antwortet er: „Für meinen Geschmack sind die Nazis viel zu laut.“ 

Der spätberufene Journalist, der nach eigenen Angaben über 20 Arbeitsstellen in ganz Europa hatte, kommt erst spät und als Autodidakt zu seiner publizistischen Berufung. Ab 1979 arbeitet er für unterschiedliche Medien, unter anderem für Kol Israel und ist 1979 bis 1995 als Chefredakteur der Gemeinde für die IKG tätig. Nach 1995 geht er anderen journalistischen Tätigkeiten nach, unter anderem als Korrespondent für den israelischen Rundfunk in Wien. Er schreibt fortan für Magazine im In- und Ausland. 

2008 entsteht der autobiografische Kinofilm Zwischen allen Stühlen , 2011 erscheinen seine Lebenserinnerungen: Einmal Palästina und zurück: Ein jüdischer Lebensweg.  

Nach der Kádár-Ära wurde er auch zum scharfen Kritiker des Orbán-Regimes: 2016 veröffentlicht er sein Buch "Immer wieder Ungarn", in dem er das politische System des Landes und seiner Führung scharf kritisiert.  

Karl Pfeifer trat sein Leben lang vehement gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus auf und für Demokratie ein. Noch bis ins hohe Alter besuchte er Schulklassen als Zeitzeuge und wurde dabei zum lebendigen „Nie wieder“.  Erst spät in seinem Leben wurde sein Lebenswerk auch öffentlich gewürdigt. 2018 wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 2022 mit dem Simon-Wiesenthal-Preis geehrt. "Mit Geduld und Verstand lassen sich Vorurteile und Judenhass zurückdrängen", sagte er damals. "Daran wollen wir gemeinsam weiterarbeiten." Charly, wie ihn seine Freunde nennen durften, starb am Freitag, den 6. Jänner 2023 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Baden bei Wien beigesetzt. Baruch Dayan haEmet.