Weitblick und Mut – ein gelungener Abend zum 100. Todestag von Hugo Bettauer
Anlässlich des 100. Todestages von Hugo Bettauer, der in Baden geboren wurde und als einer der bedeutendsten liberalen Publizisten und Gesellschaftskritiker der Zwischenkriegszeit gilt, fand am 11. November im ZiB Baden eine Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Baden statt. Bettauer, bekannt durch Romane wie „Die Stadt ohne Juden“ oder „Die freudlose Gasse“, zählte in den 1920er-Jahren zu den meistgelesenen Autoren Österreichs und engagierte sich unermüdlich für soziale Gerechtigkeit und Toleranz.
Durch den Abend führte Thomas Samhaber, der in seiner Einführung Bettauers Leben und Wirken als Spiegel gesellschaftlicher Spannungen und Aufbrüche der Zeit beleuchtete. Anne Bennent las ausgewählte Passagen aus Bettauers Werk, begleitet von Otto Lechner am Akkordeon.
Im anschließenden Round Table-Gespräch diskutierten Autorin Julya Rabinowich und IKG-Vizepräsidentin Claudia Prutscher über die erschreckende Aktualität von Bettauers Themen – über Pressefreiheit, gesellschaftliche Verantwortung und die Gefahr populistischer Hetze. Die Gesprächsrunde schlug eindrücklich den Bogen von den 1920er-Jahren bis in unsere Gegenwart, in der journalistische Unabhängigkeit und Zivilcourage weiterhin gefordert sind.
Der Abend machte deutlich, dass Hugo Bettauer seiner Zeit weit voraus war: ein Mahner, Humanist und unbequemer Geist, der mit klarem Blick die sozialen und politischen Spannungen seiner Epoche benannte. Gerade dieser Weitblick und seine kompromisslose Haltung machten ihn zum frühen Opfer des aufkommenden Nationalsozialismus. Die Veranstaltung erinnerte nicht nur an einen großen Schriftsteller, sondern auch daran, wie wichtig es bleibt, gegen Ausgrenzung und Verrohung der Sprache einzutreten – damals wie heute.
Fotos: IKG.Kultur
