Ein Abend für Hugo Bettauer
Musikalische Lesung mit Anne Bennent und Otto Lechner mit anschließendem Round Table mit Julya Rabinowich und Claudia Prutscher anlässlich des 100. Todestages von Hugo Bettauer: In der hochkarätig besetzten Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Baden steht dieser heute fast vergessene Autor von visionären Romanen wie „Stadt ohne Juden“ im Mittelpunkt. Nach der musikalischen Lesung werden über den Journalistenmord, die Rolle der Presse und heutige Bezüge diskutiert.
Der in Baden geborene Hugo Bettauer war Journalist und liberaler Aufklärer und zu seiner Zeit ein international anerkannter Bestsellerautor. Seine Romane erreichten Auflagen von 100.000den, einige wurden mit Stars wie Greta Garbo oder auch Hans Moser verfilmt. 1925, also genau vor 100 Jahren, wurde er in seiner Redaktion in Wien von einem 21-jährigen Nationalsozialisten mit fünf Schüssen aus nächster Nähe tödlich verletzt. Bettauer starb wenige Tage später als eines der ersten Opfer des Nationalsozialismus.
Fast 20 Jahre bevor Hitler den Anschluss Österreichs befahl, zeigte Bettauer in seinen Schriften die Verführbarkeit von Menschen, die sich als Verlierer der gesellschaftlichen Umstände sehen, warnte hellsichtig wie kaum ein anderer vor der Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Trotz der Erfolge ist er einer der großen fast Vergessenen unserer österreichischen Geschichte.
Programm & Mitwirkende
Musikalische Lesung
Anne Bennent liest aus „Stadt ohne Juden“ und Pressestimmen vor 100 Jahren.
Otto Lechner: Akkordeon
Thomas Samhaber: Einführung - Ein Leben wie ein Bettauer-Krimi
Round Tabel Gespräch
Claudia Prutscher Vizepräsidentin und Vorsitzende der Kulturkommission der IKG
Julya Rabinowich, Schriftstellerin und Journalistin
Über Hugo Bettauer
- Als Verfasser von „Stadt ohne Juden – Ein Roman von Übermorgen“ zeigte er lang vor Hitlers Machtübernahme die Mechanismen von Diskriminierung und Stigmatisierung und einer kulturellen Verarmung einer Gesellschaft durch Gleichmacherei und Intoleranz auf.
- Die mediale Hetze gegen Hugo Bettauer in bestimmten Zeitungen der 20er Jahre, die den Boden für das Attentat auf ihn bereitet hatte, ist auch für unserer gegenwärtige von social media geprägte (Des)Informationsgesellschaft ein beklemmendes Lehrstück.
- Sein Schreiben war immer auch ein Eintreten für die Menschen am Rand der Gesellschaft. Sein Engagement hörte aber nicht beim Wort auf, er half auch persönlich Menschen in Not, die zu ihm in seine Sprechstunde kamen. Unter diese mengte sich auch sein Attentäter, der Bettauer in dessen Redaktionszimmer ermordete.
- Sein Leben und sein Tod zeigen, welchen Gefahren unabhängig denkende, aufrechte Journalistinnen und Journalisten immer wieder ausgesetzt sind.

Infos
Eintritt frei | Mit Anmeldung | Zutritt mit Lichtbildausweis
Location
ZIB in Baden, Grabengasse 14, 2500 Baden
Programmtipp 20. November: Film "Die Stadt ohne Juden"
Im Rahmen von "Ein Abend für Hugo Bettauer" zeigen wir am 20. November den Stummfilm "Die Stadt ohne Juden" mit Live-Musikbegleitung. Der Film von Hans Karl Breslauer basiert auf Bettauers gleichnamiger Romanvorlage.
Danke an unseren Kooperationspartner Filmarchiv Austria.
Mit freundlicher Unterstützung von Niederösterreich Kultur und der Kulturabteilung der Stadt Baden bei Wien.