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Zum Gedenken an die Reichspogromnacht: „1938 – Nacht der Pogrome“ in „Universum History“

Datum & Uhrzeit: 06.11.2020, 20:20 - 20:20

Veranstaltungsinfos

Zeit: 06.11.2020, 20:20 - 20:20


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Am 6. November um 21.20 Uhr in ORF 2


Wien (OTS) - Mit den Novemberpogromen am 9./10. November 1938 begann die systematische Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 (Details unter presse.ORF.at) rekonstruiert „Universum History“ am Freitag, dem 6. November 2020, um 21.20 Uhr in ORF 2 in der ZDF/ORF-Koproduktion von Peter Hartl und Gordian Maugg „Die Nacht der Pogrome“ aus der Sicht von Augenzeugen auf Opfer- und Täterseite.


In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann mit den Novemberpogromen im „Deutschen Reich“ die systematische Verfolgung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. „Die einzige Erkenntnis war, dass wir nichts mehr zu hoffen hatten in diesem Land. Dass wir möglichst schnell raus mussten. Und nur weg, nur Leben retten“ – so der Eindruck des damals 16-jährigen Georg Stefan Troller in Wien. Troller, bekannt als Fernsehautor, u. a. der Axel-Corti-Trilogie „Wohin und zurück“, ist einer der Zeitzeugen der ZDF/ORF-Koproduktion. Für den Sohn eines Wiener Pelzhändlers begann die Verfolgung mit dem „Anschluss“: Er wurde aus der Schule ausgeschlossen, die Firma seines Vaters wurde arisiert. Während des Novemberpogroms beobachtete er als Buchbinderlehrling aus einer Werkstatt, wie auf dem Hof der benachbarten Polizeiwache internierte, meist ältere jüdische Männer von SA-Männern systematisch drangsaliert und gedemütigt wurden.


Auf Geheiß der NS-Führung wurden vom 9. November 1938 an rund 400 Menschen erschossen, erschlagen oder in den Tod getrieben, nur weil sie Juden waren. 30.000 Männer wurden ins Konzentrationslager deportiert, Frauen, Kinder, Greise gequält und gedemütigt. Die staatlich angestifteten Täter verwüsteten 1.400 Synagogen und setzten sie in Brand – allein in Wien wurden 42 Tempel zerstört. Wien wurde zu einem Zentrum der Ausschreitungen – die antisemitischen Gewalttaten, die im März 1938 mit dem „Anschluss“ begonnen und sich kontinuierlich gesteigert hatten, verliefen hier besonders willkürlich und brutal. „Auf einmal war uns klar geworden, das war ein absoluter Bruch hier in unserem Leben und man musste neu anfangen, man musste mit nichts neu anfangen. Das war’s.“ Troller überstand das Novemberpogrom in einem Versteck, sein Vater kam ins Konzentrationslager. Später gelang Troller die Flucht in die USA. Mit den US-Truppen kam er nach Europa zurück und war als einer der ersten GIs im unmittelbar zuvor befreiten KZ Dachau.


Die Dokumentation beschreibt die Ereignisse aus dem Blickwinkel von Beteiligten und Beobachtern aufseiten der Opfer und der Täter. Beklemmende, teils unveröffentlichte Archivaufnahmen vermitteln ein Bild von Gleichgültigkeit und Zustimmung zu den beispiellosen Vorgängen. Spielszenen geben wieder, was Menschen damals erleiden mussten und wie sie in den Sog der Gewalt gerieten. Wie war ein derartiger Exzess der Gewalt in einem zivilisierten Land möglich? Was trieb die Täter an, die meist aus der Mitte der Gesellschaft kamen? Wie erlebten die unmittelbar Betroffenen den archaischen Sturm der Erniedrigung und Verfolgung, der kalt-kalkulierend auf die Vertreibung und Enteignung der gesamten jüdischen Bevölkerung in Deutschland zielte?


Der Schauspieler Günter Lamprecht, bekannt als Franz Biberkopf in „Berlin Alexanderplatz“ und „Tatort“-Kommissar, geriet damals selbst unvermittelt in den Strudel der Ereignisse. Und kann es bis heute nicht fassen, was in jenem November 1938 geschah. Als achtjähriger Bub, Sohn eines SA-Manns in Berlin, war er dabei, als das Geschäft eines jüdischen Tabakhändlers geplündert wurde. Nicht ohne beklemmende Gefühle – doch sein Freund, die Erwachsenen um ihn, selbst die Polizei, sie alle befürworteten die Übergriffe gegen die jüdische Bevölkerung. Erst mit dem Abstand vieler Jahre realisierte er, in welch verkehrter Welt er damals großgeworden ist.


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